Uluwato: Ausflug im Pyjama

Ich hatte bis jetzt noch nie Angst in Indonesien. Bis jetzt.

Jetzt laufe ich verschwitzt im Pyjama eine dunkle Strasse entlang, Luna auf dem linken Arm und in der rechten Hand mein Handy und die Schlüssel zum Bungalow. Die Taschenlampe ist eingeschaltet und erleuchtet mir die Meter vor mir. Luna schimpft: „Ich habe kalt!“ ich sage zu ihr nur halb anwesend: „Nein, du hast heiss. Es sind immer noch fast 30 Grad..“ Die Villa Pulu hat eine sehr schöne kleine Anlage, aber keine richtige Rezeption. Der Typ, der mir heute Nachmittag noch Toilettenpapier gebracht hat, ist vermutlich vor dem Fernseher eingeschlafen. Ich rufe ein paar mal in seine noch beleuchtete Wohnung, doch erhalte keine Antwort. Auch Luna hat keinen Erfolg. Warum habe ich ihn am Nachmittag nicht nach dem Wlan-Passwort gefragt?

Bis jetzt fühlte ich mich nachts immer sicher. Aber bis jetzt hatte ich auch immer eine funktionierende Mobilfunkverbindung. Als sie vorhin ganz plötzlich in der Küche abgebrochen ist, habe ich doch etwas die Nerven verloren. Es war als würde mein Bungalow aus der Vogelperspektive weggezoomt, bis man die ganze Erde sieht, aber nicht den Teil der Erde, auf dem alle wohnen, die ich kenne. Ein Rauschen in meinem Kopf erschwert mein Denken. Hat Luna nicht einmal eine Hose an?

Ich erreiche das Ende der Strasse und stehe endlich vor dem imposanten Radisson Blue Hotel. Ich sehe das Wärterhäuschen, wo mir heute Morgen eine Frau den Tipp gegeben hat, statt den Strandzugang des grossen Hotels zu nutzen, besser den unscheinbaren Weg durch den Wald zu nehmen. Was auch ein kleines Abenteuer war, denn wir sahen wilde Affen, eine Kuh guckte plötzlich über die Mauer vor einem Wohnblock und eine Henne mit drei Kücken lief uns auch über den Weg. Und wir waren voll Schlamm und Schweiss nach einer laaaangen Treppe zu einem kleinen Restaurant in den Klippen gekommen.

Der Abenteuerweg durch den Matsch zum Strand

Jetzt aber ist der Weg finster und absolut nicht einladend.

Ich sage dem Mann, dass ich zur Rezeption möchte und er zeigt die Strasse weiter nach oben. Oben angekommen möchte Luna sofort im beleuchteten Springbrunnen baden gehen. Ich sage: „Nein. Wir brauchen Wlan.“ Luna fragt mich darauf, was Wlan ist und ich habe gerade keine Antwort darauf. Mir wird mein Pyjama-Outfit peinlich bewusst, als ich durch die glänzende Lobby zur Rezeption mit den chic angezogenen Angestellten laufe. Ich versuche kurz zu erklären, dass ich von einem der Bungalows neben dran bin und niemanden finden konnte und frage, ob ich kurz das Wlan brauchen darf. Der Mann sagt mir das Passwort, durch das Rauschen in meinem Kopf, verstehe ich aber nicht, was er sagt. Er tippt es schliesslich selbst ein und zeigt dann auf eine kleine Sofainsel mit grauen Kissen. Luna klettert auf den Kissen umher, während dem ich auf der App Airalo versuche eine neue eSim Karte zu kaufen. Ich nenne sie zu Ehren meiner Retter „Raddison“ und seufze erleichtert, als ich oben rechts wieder 3 Striche sehe und 4G lese.

Kaum sind wir wieder im Bungalow angekommen, höre ich wie draussen ein richtiger Platzregen losgeht. Die Götter auf Bali sind uns also doch trotz allem noch gut gesinnt.

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