Der unbezwingbare Doi Chiang Dao

gipfel

Mein Herz pocht bis in den Hals, meine Wangen sind glühend heiss, dementsprechend rot und bilden wahrscheinlich einen schönen Kontrast zum Grün des Urwalds, das die Hügel im Tal kleidet. Die Sonne prallt erbarmungslos auf uns nieder, denn hier auf dem Gipfel des drittgrössten Berges in Thailand, gibt es keinen Schatten. Die Hände in die Seiten gestemmt, überblicke ich stolz die Landschaft und die umliegenden kleineren Berge. Welch Freude es gewesen wäre, hätten wir den Gipfel bestiegen und wären nicht auf halbem Weg stecken geblieben.

brighter mountain

Nadia hat es bis nach oben geschafft, uns hingegen hat der Berg zu sehr geschafft. Nachdem wir eine Woche krank waren, uns gleich so eine riesige Wanderung vorzunehmen, war vielleicht etwas leichtsinnig, dennoch nicht umsonst. Auch wenn wir beide in der Hälfte keuchend, um Luft ringend und völlig verschwitzt fast kollabierten, war diese Wanderung doch ein einmaliges Erlebnis!

Den Guide, den wir bezahlt haben, verloren wir bereits nach 20 Metern aus den Augen und bei der ersten Kurve, verloren wir auch noch den Rest der Gruppe. Zu dritt bestiegen wir drei Schweizer also den steilen Doi Chiang Dao. Es war kein flotter Wanderweg, wie jene die wir uns von unseren Wanderausflügen zuhause gewohnt sind und so beklagten wir uns schon in den ersten Minuten:

«Der Boden ist glatt und nass und das Gras (das den steilen und schmalen Hang bewächst) ist mühsam!»

«Es ist kalt und gleichzeitig heiss.»

«Es ist viel zu rutschig um dort wieder runter zu klettern. Es gibt nicht einmal eine Seilbahn, wie soll man hier gerettet werden, wenn jemand fällt? Fliegt hier die Rega????»

Als uns der vierte Guide mit einer weiteren übermotivierten Gruppe überholte und uns der erste schon fast überrundet hatte, kamen wir doch endlich in der Mitte an. Dort wartete zusammengekauert ein weiteres Opfer der brutalen Route. Eine Frau aus Deutschland schmiss ebenfalls das Handtuch und wir machten uns, nachdem wir gemeinsam unser Fried Rice verschlangen, zu dritt auf den Abstieg.

Als wir gerade das Lager in der Mitte verliessen, fiel ihr ein, dass es in Thailand echt gefährliche Schlangen gibt. Gerade erst diese Woche habe sie hier in Chiang Dao eine wunderschöne Kobra gesehen. «Die seien eine echte Plage in dieser Gegend hier, meinte mein Vermieter. Ach und tödlich sind sie auch. »

Ich schluckte und stampfte von da an so fest mit meinem Wanderstock vor mich hin, dass ich am Ende mehr Muskelkater in den Armen als in den Beinen hatte. Als wir nach gefühlten Stunden den rutschigen Teil unten erreicht hatten, holte uns ein Guide ein und lief sogar eine Weile mit uns zusammen. Aber sogar ihm, der eine Verletzung am Knie hatte, waren wir zu langsam und er verliess uns wie all die anderen.

Man muss hier anmerken, dass trotz unseres Leids und der ständigen Angst von einer riesigen Kobra gefressen zu werden, die Aussicht der Wahnsinn war. doichiangdao

Wir sahen Bananenbäume, Bambus, rote korallenartige Blumen und die merkwürdigsten Insekten. Ich flog auch nur einmal hin, dies zwar ohne Bananenschale, aber mindestens genauso elegant landete ich auf meinem Hintern. Weh tat mir nichts, doch dreckig war ich von oben bis unten.

Gegen 15:30 Uhr erreichten wir die Stelle, wo man uns am frühen Morgen loslaufen liess. Nur doof, dass es nur ein Taxi gab und das würde der Guide erst rufen, wenn die GANZE Gruppe wieder am Fuss angekommen ist… und das konnte dauern. Also versuchten wir die Zeit Tod zu schlagen. Nicht mit dem Wanderstock versteht sich. Wir redeten über Urwälder in Südamerika, meditierten, assen unsere letzten Futtervorräte und fanden uns langsam aber sicher mit unserem Schicksal ab. Es wurde langsam dunkel und wir stellten uns schon darauf ein, ein Feuer zu machen und hier im Wald übernachten zu müssen. Als ich mir dann noch selbst ans Bein pinkelte, hatte ich wirklich genug von diesem Outdoor Abenteuer. Und genau dann ertönten zu unserem grossen Glück endlich die erlösenden Schritte! Synchron mit der Gruppe, kam auch unser Taxi  und fuhr uns zurück ins sichere Tal, wo wir uns seither erholen.canibal

 

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